Im Blog einer Freundin stieß ich auf einen tollen Bericht mit dem Titel “Der neue Modehund”, welcher mir so gut gefallen hat, dass ich mir die Erlaubnis eingeholt habe, diesen hier zu zeigen:

Der neue Modehund

Es hat Zeiten gegeben, da richtete sich die Mode nach Filmen. Nach Lassie war der Collie sehr populär, nach 101 Dalmatinern natürlich der Dalmatiner, nach Kommissar Rex, der Deutsche Schäferhund, welche wohl die bekanntesten Serien mit Starhunden gewesen sind.

Dann gab es Modeerscheinungen wie den Golden Retriever, den Labrador Retriever, den Border Collie, Dackel, Mops, Chihuahua, Franz.Bulldogen oder auch den Cocker Spaniel. Bekannte Rassen, die in jedem zweiten Haushalt zu finden waren und teilweise auch heute noch zu finden sind.

Aber die Sachlage hat sich verändert, wie sich auch der Modehund verändert hat. Heutzutage ist der gerettete, ausländische Straßenhund jener, der in unseren Haushalten lebt und der von den Familien angeschafft wird. Jener Hund, der dafür sorgt, dass Hundepsychologen, Hundetrainer und Tierärzte immer genug zu tun haben. Sucht man im Internet nach Welpen, wird man nicht unbedingt fündig werden. Wir Züchter müssen gemeldet sein, werden vom Amtstierarzt überprüft, haben Richtlinien und dürfen nicht so ohne weiteres auf den Plattformen inserieren wie wir wollen. Willhaben wie auch Tieranzeigen verlangen persönliche Daten der Inserenten, wie auch jene der Hunde und lassen sich die Meldung vom Amtstierarzt vorlegen. Viele wollen aber ihre persönlichen Daten nicht unbedingt abgeben, weshalb die zufällig entstandenen Bauernhofwelpen, wie auch die „meine Hündin soll nur einmal werfen“ Welpen kaum bis gar nicht im Netz erscheinen. Die Grundidee dahinter ist ja eigentlich nicht schlecht. Man wollte jene Inserate aussortieren, in denen Betrüger ihre Tiere anbieten, die dann von irgendwoher eingeflogen und direkt bis vor die Haustür geliefert werden. Gegen Vorkasse natürlich. Ebenso wollte man dem Hundehandel aus dem Osten einen Riegel vorschieben, was auch gelungen ist. Angebliche Welpen, die in Kamerun geboren worden sind und jetzt einen Besitzer in Österreich suchen, gibt es nicht mehr, genauso wie Hunde aus Schnellzuchten auf Plattformen kaum noch zu finden sind.

Ist man auf der Suche nach einem Welpen aus einer guten Zucht, in der man Ahnung von der jeweiligen Rasse, von Gendefekten, von Vorsorgeuntersuchungen, wo die Zuchtstätte auf Welpen ausgerichtet ist und die Welpen artgerecht großgezogen werden, wird man sehr schnell an seine Grenzen stoßen. Es scheint dies kaum noch zu geben. Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass auch ein augenscheinlich guter Züchter nicht immer das Gelbe vom Ei ist. Entweder man ist am Telefon schon knausrig, unfreundlich und lässt sich Infos aus der Nase herausziehen und sollte man sich doch entschließen, mal gucken zu fahren, bemerkt man nicht selten, dass die Auffassung von einer artgerechten Aufzucht eher sehr seltsam ist. Manchmal soll man auch Verträge unterschreiben, deren Inhalt eher merkwürdig ist. Ich sehe natürlich ein, dass sich ein Züchter vertraglich absichern will, aber vom Hundebesitzer zu verlangen, seinen Hund ab einem bestimmten Alter kastrieren zu lassen, ihn nie bei einem anderen Verein melden zu dürfen, sich strafbar zu machen, sollte der Rüde, und wenn nur „versehentlich“ eine Hündin decken, oder eine Prüfung ablegen zu müssen, genauso wie der Lebensbereich des Hundes und der in Zeit eingefasste tägliche Auslauf vertraglich festgehalten wird, geht für mich etwas zu weit. Genauso wie ich schon Verträge gelesen habe, in denen sich der Züchter das Eigentumsrecht behält und den Welpen für viel Geld nur übergibt, ihn aber jederzeit wieder holen kann, sollte ihm, grob gesagt, irgendwas nicht schmecken.

Stellen Sie sich bitte vor, sie legen 1.500,- für einen Wuffi hin, sind der Meinung, ihn gekauft zu haben, müssen ihn mit 8 Monaten kastrieren lassen, übersehen es, Flocki springt über den Zaun und deckt die Nachbarshündin, was an sich schon doof ist, und Sie bekommen eine Klage, weil der Züchter davon Wind bekommen hat und auf seinen Vertrag mit Ihnen beharrt, wo sowas nicht hätte stattfinden dürfen. Und dann kommt er und nimmt Ihnen den Hund weg, weil Sie nicht in der Lage sind, auf Ihren Hund aufzupassen, sonst hätte er die Nachbarshündin nicht decken können. Nicht lachen, solche Dinge gibt es.

Also, es ist schon das reinste Abenteuer einen Welpen zu suchen, aber es wird eine Exkursion, ihn zu erstehen.

Nun, nachdem Rassehundewelpen grundsätzlich nicht gerade billig sind, gibt es ja jetzt die neue Variante. Der Straßenhund. Aus Griechenland, Bulgarien, Spanien, Ungarn, woher auch immer, es gibt Organisationen, die sammeln die Hunde regelrecht ein, bringen sie vor Ort in ein Tierheim oder eine andere Pflegestelle, wo sie dann tierärztlich versorgt, geimpft, gechipt und dann an den mitteleuropäischen Markt weitergegeben werden. Der Kostenpunkt ist relativ gering. Meist kosten diese Tiere so um die 250,- bis 350,-Euro, manchmal auch etwas mehr, was im Allgemeinen Schutzgebühr genannt wird. Im Internet beworben, gehört zu jedem Hund eine theatralische Geschichte, die jetzt stimmen oder auch erfunden sein kann. Oft werden diese Hunde auch als schüchtern, ängstlich und scheu, manchmal auch als krank oder behindert beschrieben, „braucht viel Liebe und Zuneigung, weil …“ Das Mitleid für den einzelnen Hund greift und es finden sich immer wieder Menschen, die diesen Hund retten wollen und sich melden. Dann werden die vermittelten Hunde in Boxen gesperrt und treten eine lange Reise über den halben europäischen Kontinent, bis zu ihrem Bestimmungsort an, wo sie dann an die entsprechenden Neubesitzer übergeben werde.

Diese holen sich ihr neues Familienmitglied ins Haus. Bei manchen mag es auch anstandslos gleich auf Anhieb funktionieren, ist aber nicht immer so. Diese Hunde haben nie gelernt, dem Menschen zu vertrauen, da man sie auf der Straße immer wieder verjagt hat. Diese Hunde haben gelernt, sich selbst zu versorgen, sich um sich selbst zu kümmern, wissen genau, wo Futter zu finden ist und haben auch gelernt, sich zu verteidigen. Auf der Straße gilt es zu überleben. Da durfte man weder zimperlich noch heikel noch in irgendeiner Weise unaufmerksam sein. Straßenhunde wissen genau, wie sie was zu tun haben und diejenigen die es nicht schaffen, sterben eben, genauso wie es die Natur vorgesehen hat. Der Starke kommt durch, der Schwächere stirbt. So ist von der Natur aus gewährleistet, dass sich wirklich nur der knochenharte Kern vermehrt, der auch die Fähigkeit und das Zeug hat, zu überleben. In der Natur liegen Geburt, Überleben und Tod recht eng beieinander und auf der Straße ist ein Hund alles andere, aber bestimmt nicht behütet.

Das lässt sich mit unseren Grundsätzen aber nicht vereinbaren. Ein Hund gehört versorgt, gut gefüttert, braucht einen warmen Platz, wo er schlafen kann, eine Familie die ihn liebt und mit der er draußen Spaß hat. Viele Straßenhunde sehen das aber ganz anders. Sie haben noch nie mit Menschen gespielt, sind bisher vor ihnen weggelaufen, da sie deren Mülltonnen ausgeleert haben oder Mütter sich um ihre Kinder sorgten, wenn der Straßenhund im Garten erschien. Dort, wo es Straßenhunde gibt, ist es vollkommen normal, sie zu verjagen. Es gibt zu viele. Zudem haben diese Hunde auch nie gelernt, regelmäßig, angeblich gutes Futter zu fressen. Sie sind ständig auf der Suche nach Fressbarem, holen sich alles, was danach aussehen könnte. Ein Hund, der auf dem Herd steht und sich den Braten holt, ist bei einem Straßenhund bestimmt nicht so selten. Oft haben die Hunde auch Probleme mit unserem Futter. Es schmeckt ihnen schlicht nicht, da sie gewohnt sind, das zu fressen, was Menschen übriggelassen haben. Mit der Sauberkeit im Haus hapert es manchmal auch. Straßenhunde mussten nie „stubenrein“ sein. Wozu auch? Auf der Straße kann man pinkeln, wo man gerade will. Die Erziehung lässt grundsätzlich zu wünschen übrig, denn dort, wo der Hund herkommt, bedurfte es keiner Erziehung durch den Menschen. Die Natur hat den Hund erzogen und ihm das mitgegeben, was er zum Überleben braucht. Er weiß nicht, dass man die Yuccapalme nicht ausbuddeln und den Teppich nicht zerfetzen darf. Genauso verhält es sich mit der Lautäußerung des Hundes. Es war nie notwendig, die Klappe zu halten. Man hat gebellt, geknurrt, gegeifert, gejault und gewinselte, wenn einem danach war. Und dann kommt die Sache mit Halsband / Brustgeschirr, Leine, Beißkorb und eventueller Hundezone. Hierzulande lernen die Hunde, sich halbwegs zu vertragen. Es besteht oft kein Grund für eine Rauferei, sie wird maximal angezettelt, wenn man sich nicht riechen kann. Für den Straßenhund oft Neuland. Er ist es nicht gewohnt an der Leine durch die Gegend gezerrt zu werden, da er sich seinen Weg bisher allein gesucht hat. Neuerdings darf er nicht mehr beriechen, was er vielleicht beriechen möchte, die Hausecken nicht mehr beschmutzen, darf nicht mit anderen Hunden kommunizieren, wie er es vielleicht gewohnt ist, da es nicht zu uns passt und muss die Welt mit einem Beißkorb versehen wahrnehmen, da es nicht anders geht oder erlaubt ist. Die Welt für den importierten, geretteten Straßenhund hat sich sehr verengt. All das, was für ihn bisher normal war, ist ab nun verboten. Fleißig gehen Hund und Herrl regelmäßig zum Hundetrainer, um den Hund „sicherer“ zu machen und ihm zu zeigen, wie er sich wo und wann wie verhalten soll. Aus dem augenscheinlich ängstlichen, vielleicht auch teilweise „aggressiven“ Straßenhund, muss ein sozialisierter Familienbegleiter gemacht werden. Viel Arbeit für Hund, Herrl und Trainer, viel Geld, welches investiert wird und viel Kopfweh für den Hund, der bisher ein freies, ungebundenes Leben hatte und sich nun anpassen muss, in eine Welt, die er vielleicht gar nicht will.

Ich will nicht sagen, dass dies jetzt für jeden Hund gilt, der von weiß der Himmel wo zu uns kommt. Es mag Hunde geben, die auch dort wo sie herkommen, gute Erfahrungen mit Menschen gemacht haben und sich deshalb leichter anpassen, als andere. Zudem ist das Internet voll von Kurzfilmen, wo es so super geklappt hat. Ich sehe wenige bis keine, in denen die Besitzer voller Verzweiflung ihren Hund wieder abgeben müssen, da er die Wohnung zerstört, ständig unrein ist, alles frisst, was Gott verboten hat und die Kinder anknurrt auch beißt, wenn ihm etwas nach seinem Ermessen missfällt. Zudem haben manche Menschen keine Ahnung, wie kostspielig es sein kann, einen kranken Hund zu retten. Behandlungen, Operationen und Medikamente sind bei uns nicht billig, was vielen Menschen nach der „Rettung“ zum Verhängnis geworden ist.

Zudem gibt es mittlerweile derart viele Organisationen, die sich mit der Rettung von misshandelten Straßenhunden beschäftigen, dass Otto Normalverbraucher gar nicht mehr erkennen kann, ob es sich um Dummschwätzer oder einen seriösen Verein handelt. Ein Einzelner wird das kaum überprüfen können. Man ist fast gezwungen, diese Vereine in einen Topf zu werfen. Oft werden zu einzelnen Hunden auch vollkommen falsche Informationen geliefert. Ist er einmal vermittelt und übergeben, selavie, man hat die „Schutzgebühr“ eingestreift, kümmert sich schon um den nächsten Fiffi, der untergebracht werden muss und kümmert sich einen Scheiß um die Neubesitzer, die sich nicht selten ein mächtig großes Problem ins Haus geholt haben.

Natürlich kann man nicht alle Organisationen über einen Kamm scheren. Es gibt solche, denen das Wohl der Hunde wirklich am Herzen liegt. Fraglich ist aber dennoch, ob es Sinn macht, Hunde aus Bulgarien, Griechenland, Spanien, und was weiß ich noch woher, nach Österreich zu karren und zu vermitteln, wo bei uns die Tierheime am Übergehen sind. Was ich persönlich auch nicht so richtig verstehe, ist die Tatsache, dass man vehement daran arbeitet, angebliche Rassehundewelpen aus dem Osten nicht über die Grenzen zu lassen, da sie eben aus Massenzuchten und schlechter Haltung kommen, dabei eventuell krank sind, aber die Straßen des Ostens oder Südens, will man von deren Hunde befreien, die oftmals auch nicht gesund sind, deren Herkunft ebenso wenig bekannt ist, wie deren möglicher Rassezugehörigkeit. Man schimpft über Massenvermehrer, aber über die Massen an Straßenhunden, die zu uns gekarrt werden, spricht kaum jemand. Das läuft unter dem Deckmantel, „armer misshandelter Hund braucht dringend neues Zuhause“ und da ist vom Welpen, bis zum alten Opahund alles dabei …. wo ist da die Logik???

Fakt ist, es wir in Zukunft immer schwieriger werden, einen Hundewelpen zu finden, der seinen Ursprung im eigenen Land hat. Eingetragene Züchter verlangen zu Recht viel Geld für ihre Welpen, da nicht nur das Futter, Impfen, Chippen und Entwurmen bezahlt werden muss (was immer wieder geglaubt wird), sondern auch der gesamte jahrelange Aufwand, den ein Züchter betreibt, um eine Zucht überhaupt auf die Beine zu stellen. Der Züchter holt sich seine Zuchthunde definitiv nicht von der Straße, bezahlt vielleicht auch ein kleines Vermögen dafür, wobei noch nicht gewährleistet ist, ob sich der angehende Zuchthund auch für die Zucht eignet. Auch wenn er körperlich gesund ist, könnte er genetisch etwas tragen, wodurch er erst gar nicht in die Zucht kommt. Eine Zuchtstätte muss eingerichtet werden, der Ort, an dem Welpen aufwachsen sollen, auch welpengerecht eingerichtet werden. Ein Züchter, der etwas auf sich und seine Zucht hält, investiert ein mittleres Vermögen, um seinen Welpen den bestmöglichen Start ins Leben zu geben und hat einen nicht zu unterschätzenden Aufwand. Deswegen kostet der Welpe, der in diesem Umfeld groß geworden ist, auch jede Menge Geld. Entweder man entschließt sich, einen Hund dieser Sorte zu erstehen, bei dem der Züchter sein Augenmerk auf Gesundheit und bestmögliche Aufzucht gerichtet hat und bezahlt auch den Preis, den der Züchter verlangt, oder man nimmt sich einen Hund von irgendwoher, dessen Eltern unbekannt sind, der irgendwo zwischen Mülltonen und einem Versteck großgeworden ist, der das Überleben auf der Straße in und auswendig kennengelernt hat, der dem Menschen mit Vorsicht begegnet, da in seiner Welt nicht jeder Mensch immer freundlich war, den man jetzt „retten“ kann und der entsprechend weniger kostet. Eines ist jedoch sicher. Es wird leichter sein, einen Welpen großzuziehen und auch zu erziehen, der von Anfang an unser Umfeld und das, was wir ihm bieten können, kennengelernt hat und der grundsätzlich auch mit Menschen und anderen Tieren kein Problem hat, als ein Straßenhund, der nichts von unserer gängigen Hundehaltung kennt, eine überlebenswichtiges Misstrauen an den Tag legt und das Schaf auf der Weide als schnelle Beute ansieht, die er jagen muss, um nicht zu verhungern.

Quelle: Sandy Kien , Buchautorin (Silvermoonkennel) https://www.silvermoonkennel.com/